Wind
Wind ist bewegte Luft. Im Allgemeinen sind dabei horizontale Luftströmungen
gemeint. Für einige atmosphärische Prozesse (Wolkenbildung,
Niederschlag) sind jedoch auch vertikale Luftbewegungen von großer
Bedeutung.
Allgemeine Aspekte und Einflussfaktoren
Im Gegensatz zu anderen meteorologischen Größen ist der
Wind ein Vektor. Er hat eine Geschwindigkeit und eine Richtung.
Da die vertikale Komponente meist einen geringen Betrag aufweist,
wird in vielen Fällen nur der horizontale Anteil erfasst.
Als Windrichtung wird die Herkunftsrichtung des Windes angegeben.
Zur Orientierung dienen die Himmelsrichtungen. Die Windgeschwindigkeit
wird als mittlere Geschwindigkeit über 10 min oder mehr ermittelt.
Treten Windstöße auf, die mindestens 5 m/s über
dem Mittelwert liegen, ist der Wind böig. Böiger Wind
entsteht im Zusammenhang mit Turbulenz (vertikale Luftbewegung).
Je größer die Windgeschwindigkeit, umso stärker
die Turbulenzen. Bei Windgeschwindigkeiten ab 21 m/s (in 10 m Höhe)
spricht man von Sturm. Windstille wird als Calm ( C ) bezeichnet.
Wind wird durch Luftdruckunterschiede hervorgerufen. Richtung und
Stärke des Windes hängen zunächst vom Druckgradienten
ab. Durch Reibung wird die Geschwindigkeit in den unteren Luftschichten
vermindert. Verschiedenen Landschaftselementen (Wasserflächen,
Vegetation, Bebauung ...) sind dabei verschiedenen Rauigkeiten
zugeordnet. Eine konkrete Reliefstruktur (Berge, Täler ...)
führt zu einer lokalen Windverteilung. Bei weiträumigen
Luftbewegungen wird die Windrichtung durch die Erddrehung, d.h.
durch die Corioliskraft beeinflusst.
Besonderheiten in der Stadt
Städte mit ihrer Bebauung bieten dem Wind einen erhöhten
Reibungswiderstand (hohe Rauigkeit). Die Windgeschwindigkeit wird
dadurch verringert, dafür kommt es zu stärkerer Turbulenz.
So sind die Luftschichten über einer Stadt höher durchmischt.
Außerdem variieren Windrichtung und –geschwindigkeit
je nach Form und Anordnung der Gebäude stark. Bei ungünstiger
Gestaltung können extrem hohe Windgeschwindigkeiten in "Windkanälen"
mit Düsenwirkung entstehen.
Die sich bei bestimmten Wetterlagen über großen Städten
ausbildende Wärmeinsel kann zu einem eigenen Windsystem führen.
Daten von Jena
Vorherrschende Windrichtung für Jena ist Südwest mit einer
Häufigkeit von 28 % und einer mittleren Stärke von 2,0
(entspricht 1,6 – 3,3 m/s).
Windstille gibt es an 10 Tagen im Jahr. Als Maximum der Windgeschwindigkeit
wurden 1998 im Schillergäßchen 25 m/s gemessen.
Messverfahren und Messgeräte
Zur Bestimmung der Windgeschwindigkeit haben sich in der Praxis
Rotations- und thermische Anemometer bewährt. Die Windrichtung
wird mit einer Windfahne gemessen. Zur groben Orientierung kann
mit einem Windsack geschätzt werden.
Rotationsanemometer:
Beim Rotationsanemometer dreht sich ein Schalenstern um eine senkrechte
Achse oder ein Propeller um eine waagerechte Achse, die durch die
Windfahne in Windrichtung gehalten wird. Der dynamische Druck der
Luftströmung setzt die Drehachse in Bewegung. Gemessen wird
die Drehzahl. Es lässt sich folgender Zusammenhang abschätzen:
w = a + bn + cn²
mit Windgeschwindigkeit w, Drehzahl n und den Konstanten a, b und
c, die die Eigenschaften des Gerätes charakterisieren. Durch
geeignete Bauform kann c sehr klein gehalten werden.
Thermische Anemometer:
Bei thermischen Anemometern wird die Abkühlende Wirkung des
Windes auf beheizte Systeme ausgenutzt. Ein erhitzter Draht oder
Halbleiter oder ein Thermistor wird auf konstanter Temperatur (z.B.
120 °C) gehalten. Die dazu erforderliche Energiezufuhr wird
ausgewertet.
Thermische Anemometer eignen sich vor allem für geringe Windgeschwindigkeiten.
Die Messungen werden allerdings unbrauchbar, wenn Niederschläge
auf die Sensoren treffen.
Windfahne:
Die Windfahne besteht aus einem mittels senkrechter Achse drehbaren
Windrichtungsanzeiger. Die aktuelle Richtung wird als elektrisches
Signal übertragen. Leitflächen und Gegengewicht sollten
gut austariert sein. Reibungsverluste sind zu minimieren. Ein charakteristisches
Maß für Einstellzeit und Auflösung ist der Dämpfungsgrad.
Orthogonal-Propelleranemometer:
Ein dreiarmiges Propelleranemometer gestattet die vektorielle Erfassung
des Windes. Die Geschwindigkeit wird in drei Richtungen gemessen
und über einen Prozessor ausgewertet.
Pilotballon:
Mit Hilfe eines Ballons der mit einer Sonde aufsteigt lassen sich
Höhenprofile des Windes aufnehmen. Der Ballon wird während
des Aufsteigens mit einem Theodoliten verfolgt.
Standort
Ein idealer Messort wäre 10 m über hindernisfreiem
Gelände. Hindernisfrei heißt laut Festlegung, der Abstand
zu einem Hindernis sei zehn Mal größer als seine Höhe.
Kann dieser Forderung nicht entsprochen werden, ist ein höherer
Messort zu wählen.
Geschwindigkeit und Richtung des Windes sind am gleichen Ort zu
bestimmen. Eine gegenseitige Beeinflussung der Messfühler
muss jedoch vermieden werden. Am günstigsten ist eine
getrennte Messwertaufnahme. Das Anemometer befinde sich dabei
10 bis 50 cm über der Windfahne. Für den horizontale Abstand
beider Instrumente werden etwa 150 cm empfohlen.
Messbereich, Messgenauigkeit und Kalibrierung
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Messbereich |
Messgenauigkeit |
Rotationsanemometer
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0 bis 30 m/s |
0,1 m/s |
Windfahne |
0 bis 360 ° |
1 bis 10 ° |
Die Kalibrierung des Anemometers
erfolgt durch Vergleich mit einem Standardmessgerät über
den gesamten Messbereich.
Die Windfahne muss nach der Aufstellung hinreichend genau
eingenordet werden. Wenn dies praktisch nicht möglich ist,
kann auch die Abweichung von der Nord-Orientierung ermittelt und
als konstant Korrektur berücksichtigt werden.
Auswertung der Messwerte
Die Windgeschwindigkeit wird über mindestens 10 min gemittelt
und einer Windrichtung zugeordnet.
Spitzengeschwindigkeiten werden als Böen registriert. Außer
der Einheit m/s ist in der Meteorologie für die Windstärke
die Skala nach Beaufort in Stufen von 0 bis 12 gebräuchlich.
Zur Angabe der Windrichtung wird häufig die Himmelsrichtung
(N, NE, E, ...) verwendet. Dabei ist Norden mit 0 bzw. 360 °
definiert. Es existiert auch eine Einteilung in 30 ° Sektoren,
welche im Uhrzeigersinn fortlaufend nummeriert 12 Klassen ergeben.
Bei der Bewertung der Daten ist auf zyklische Änderungen des
Windes (eventuell im Tageslauf) zu achten. Ansonsten sind durchschnittliche
Windgeschwindigkeit und Hauptwindrichtung über einen längeren
Zeitraum von Interesse.
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