Strahlung
Ursprung aller auf der Erde zur Verfügung stehenden Energie
ist die Sonne. In der Atmosphäre und an der Erdoberfläche
auftretende Effekte wandeln die Sonnenstrahlung ab. Um eine Strahlungsbilanz
aufstellen zu können, müssen verschiedene Strahlungsanteile
betrachtet werden.
Allgemeine Aspekte und Einflussfaktoren
Meteorologisch bedeutsam ist der kurzwellige Spektralbereich: 0,3
bis 3 µm mit einem Maximum bei 0,5 µm, auf den etwa
96 % der Sonnenstrahlung entfallen (sichtbarer Bereich: 0,36 –
0,83 µm).
Die Schwächung der Sonnenstrahlung in der Atmosphäre
erfolgt durch diffuse Reflexion (Streuung) und selektive Absorption.
Die Streuung nimmt mit abnehmender Wellenlänge zu. Blaues Licht
wird deutlich stärker gestreut als rotes. Für die Absorption
sind vor allem Wasserdampf und Kohlendioxid im infraroten sowie
Ozon, Schwefeldioxid, Stickoxide und andere Spurengase im ultravioletten
Bereich zuständig.
Die Strahlungsverhältnisse auf der Erdoberfläche werden
stark vom Wetter, insbesondere von der Bewölkung, sowie von
atmosphärischen Verunreinigungen (Aerosolen) beeinflusst.
Als direkte Sonnenstrahlung I ist die aus dem Raumwinkel der Sonnenscheibe
auf eine zur Strahlungsrichtung senkrechte Ebene empfangene Strahlung
definiert.
Die aus dem oberen Halbraum unter Ausschluss der Sonnenscheibe
auf eine horizontale Ebenen auftreffende Strahlung wird als Himmelsstrahlung
oder diffuse Sonnenstrahlung D bezeichnet.
Die Summe aus direkter und diffuser Sonnenstrahlung ist die Globalstrahlung
G:
G = I sin g + D
wobei g die Sonnenhöhe über dem Horizont angibt.
Ein Teil der Strahlung wird an der Erdoberfläche reflektiert.
Die aus dem unteren Halbraum auf eine horizontale Ebene treffende
kurzwellige Strahlung ist die Reflexstrahlung R. Der solare Reflexionsgrad
einer ausgedehnten ebenen Oberfläche wird Albedo a genannt:
a = R / G.
Bei der langwelligen oder terrestrischen Strahlung (3 bis 100 µm
mit einem Maximum bei 10 µm) unterscheidet man zwischen der
Wärmestrahlung der Atmosphäre A aus dem oberen Halbraum,
auch Gegenstrahlung genannt, und der Wärmestrahlung der Erdoberfläche
E aus dem unteren Halbraum. Letztere hängt im starken Maße
von der Oberflächentemperatur ab (Plancksches Strahlungsgesetz).
Je nach Bewölkung wird diese Strahlung ins All abgegeben oder
teilweise reflektiert und erreicht als Gegenstrahlung erneut die
Erdoberfläche.
Daraus ergibt sich folgende Strahlungsbilanz Q:
Q = G - R + A - E
In vielen Fällen wird lediglich die Globalstrahlung betrachtet
und gemessen. Noch einfacher ist es sich auf die Bestimmung der
Sonnenscheindauer zu beschränken.
Besonderheiten in der Stadt
In den Städten entstehen verstärkt Aerosole. Diese vermindern
die direkte Sonnenstrahlung drastisch, besonders im ultravioletten
Bereich (bis etwa 20 % im Sommer und 85 % im Winter).
Freie Plätze, Straßen und Dächer heizen sich bei
Sonnenschein wesentlich stärker auf als vergleichsweise Grünland.
Das führt zu einer erhöhten Abstrahlung im langwelligen
Bereich (bis über 20 %).
Daten von Jena
In Jena werden die Sonnenscheinstunden gezählt. Im Durchschnitt
gibt es 1427 davon im Jahr, also 3 h 55 min pro Tag.
Am längsten scheint die Sonne im Juli (194 h) und am wenigsten
im Dezember (33 h).
Messverfahren und Messgeräte
Einige Messgeräte erfassen lediglich die Sonnenscheindauer,
andere messen den Betrag der einfallenden Strahlung. Diese kann
als Momentanwert, als Leistung angegeben werden (Bestrahlungsstärke)
oder als Integral über eine bestimmte Zeit, d.h. als Energiemenge
(Bestrahlung). Immer jedoch muss ersichtlich sein, auf welche
Fläche sich die angegebenen Werte beziehen.
Sonnenscheinautograph:
Der Sonnenscheinautograph nach Campell u. Stokes besteht hauptsächlich
aus einer Glaskugel als Brennglas. Auf dem im Brennpunkt aufgelegten
Registrierstreifen wird die tägliche Sonnenscheindauer festgehalten.
Pyranometer:
Zur Messung der Globalstrahlung verwendbare Messgeräte
heißen Pyranometer. Sie sind auf den kurzwelligen Spektralbereich
abgestimmt. Die Strahlung bewirkt eine Erwärmung einer geschwärzten
Empfangsfläche. Die entstehende Temperaturdifferenz zu einer
Referenzfläche wird als Thermospannung registriert. Je nach
Ausführung ist die Referenzfläche weiß oder beschattet.
Einflüsse wie Wind und Niederschlag werden von der Empfangsfläche
mittels einer Glashaube fern gehalten.
Pyrheliometer:
Die direkte Sonnenstrahlung wird mit sogenannten Pyrheliometern
gemessen. Mit Hilfe von Blenden wird ein Gesichtsfeldwinkel von
5 bis 12 ° erfasst. Die Messung der Strahlung erfolgt ebenfalls
über die Erwärmung einer geschwärzten Empfangsfläche.
Zur kontinuierlichen Messung ist eine Nachführung erforderlich.
Strahlungsbilanzmesser:
Messgeräte zur Bestimmung der Strahlungsbilanz erfassen
sowohl die aus dem oberen Halbraum kommende als auch die aus dem
unteren Halbraum stammende Strahlungsenergie in einem Bereich von
0,3 bis 100 µm. Je nach Ausführung, werden die Temperaturen
der nach oben gerichteten und der nach unten gerichteten Empfangsfläche
direkt verglichen.
Standort
Der Strahlungsmesser muss horizontal ausgerichtet werden. Der
Messhorizont sollte in keiner Richtung mehr als 5° durch
Bewuchs oder Bebauung abgeschattet werden (sehr schlanke Objekte
wie Antennen bilden eine Ausnahme). Die Höhe des Sensors über
dem Boden ist anzugeben.
Messbereich, Messgenauigkeit und Kalibrierung
Die Obergrenze für die Globalstrahlung ergibt sich aus der
Solarkonstanten (direkte Sonnenstrahlung oberhalb der Atmosphäre)
mit 1,37 kW/m². Unter Berücksichtigung der atmosphärischen
Einflüsse sind maximal etwa 1,0 kW/m² zu erwarten.
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Messbereich |
Messgenauigkeit |
Sonnenscheinautograph
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0 bis 24 h |
0,1 h |
Pyranometer |
0 bis 1,4 bzw. 2,8 kW/m²
|
5 bis 11 W/m² |
Zur Kalibrierung dienen Referenz
Messgeräte, die wiederum an der Sonne oder mit definierten
Lampen geeicht sind.
Auswertung der Messwerte
An heiteren und sonnigen Tagen lässt die Globalstrahlung
in Abhängigkeit vom Sonnenstand einen markanten Tageslauf erkennen.
Insofern ist es sinnvoll die Bestrahlungsstärke (eventuell
als 10-Minuten-Mittel) über den Tag zu verfolgen.
Zum anderen sind mittlere Tages- und Monatswerte bzw. die Energiesumme
über längere Zeiträume interessant.
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