Luftfeuchte
Durch Verdunstung wird der Atmosphäre ständig Wasserdampf
zugeführt. Die Luftfeuchte gibt den Wasserdampfgehalt der Luft
an. Die Verdunstung erfolgt hauptsächlich über den Weltmeeren.
In Folge von Luftbewegung und Temperaturänderung kommt es zur
Wolkenbildung und schließlich zu Niederschlägen. Der
Wasserdampf in der Luft ist ein wesentliches Glied im Wasserkreislauf.
Allgemeine Aspekte und Einflussfaktoren
Die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre ist bis in große
Höhen weitestgehend konstant. Eine große Ausnahme bildet
der Wasserdampf. Er ist immer vorhanden, aber in sehr unterschiedlicher
Konzentration. Entsprechend den Umgebungsbedingungen stellt sich
ein bestimmter Zustand ein. Die für die Verdunstung erforderliche
bzw. bei Kondensation oder Sublimation freigesetzte Umwandlungswärme
des Wasserdampfes beeinflusst stark die atmosphärischen
Vorgänge und das Wettergeschehen.
Die Luftfeuchtigkeit ist an physikalischen, chemischen und biologischen
Prozessen in der Luft bzw. an Kontaktflächen beteiligt. Sie
begünstigt Korrosion, Schimmelbildung usw. Durch die Bildung
von Dunst, Nebel und Wolken wird der Strahlungshaushalt beeinflusst.
Zu niedrige bzw. zu hohe Luftfeuchtigkeit können sich belastend
auf alle Organismen auswirken. Aus physiologischer Sicht werden
vom Menschen 35 ... 65 % relative Luftfeuchte bei 21 °C als angenehm
empfunden (darunter trocknen Schleimhäute aus, Transpiration
wird zu groß, Staub und Krankheitskeime werden nicht gebunden,
elektrostatische Aufladungen können nicht abgebaut werden;
darüber Schwüleempfinden, Herz-Kreislauf-Probleme).
Die Feuchtigkeit der Luft lässt sich auf verschiedene
Weise angeben. Unter absoluter Feuchte ist die Masse des Wasserdampfes
in einem definierten Volumen mit der Einheit g/m³ zu verstehen
(geringe Tages- sowie vertikale und horizontale Schwankungen; starke
Schwankungen im Jahresgang und bei Luftmassenwechsel).
Als Sättigungsfeuchte wird die maximal aufnehmbare Masse an
Wasserdampf pro Volumen in g/m³ bezeichnet. Das Vermögen
der Luft Wasserdampf aufzunehmen steigt in starkem Maße mit
der Temperatur.
Relative Feuchte ist das Verhältnis von absoluter Feuchte zur
Sättigungsfeuchte in %. Sie lässt sich relativ einfach
messen und wird in der Meteorologie überwiegend verwendet (Tagesgang
meistens spiegelbildlich zum Tagesgang der Temperatur; sinusartig:
Maximum am Morgen, Minimum am späten Nachmittag). Angaben zur
relativen Feuchte sind nur vergleichbar wenn gleichzeitig die Temperatur
erfasst wird.
Die Luftfeuchtigkeit kann ebenfalls über den Partialdruck des
Wasserdampfes (Dampfdruck) angegeben werden. Dabei ist die Summe
aus dem Patialdruck der trockenen Luft und dem Partialdruck des
Wasserdampfes gleich der Luftdruck.
Aussagen über die Luftfeuchte sind auch über Taupunktbestimmung
möglich. Dabei wird genau die Temperatur ermittelt, bei der
100 % relative Feuchte (Dampfdruck = Sättigungsdampfdruck)
erreicht wären, d.h. die Kondensation des Wasserdampfes beginnt.
Über den Weltmeeren ist die relative Feuchte recht konstant
80 %. In subtropischen Wüstengebieten sinkt sie am Tage gewöhnlich
auf 10 - 20 % während im tropischen Regenwald eine durchschnittliche
Feuchte um 90 % beobachtet wird.
Besonderheiten in der Stadt
In städtischen Räumen ist die Luft trockener als im Freiland
(geringere Verdunstung durch Versiegelung von Flächen). Der
Wärmeinseleffekt setzt die relative Feuchte zusätzlich
herab.
Punktuell können u.U. aber auch große Mengen Wasserdampf,
z.B. durch Industriebetriebe oder Verbrennungsmotoren (Kfz) frei
werden.
Da es sich nachts in der Stadt meistens nicht bis zum Taupunkt abgekühlt
gibt es seltener Tau und Reif.
Daten von Jena
Die mittlere relative Luftfeuchtigkeit beträgt 74,4 %. Im Dezember
ist sie mit 81 % am höchsten und im Juli mit 68 % am niedrigsten.
Als geringste relative Luftfeuchtigkeit wurden über die Mittagszeit
7 % festgestellt. Bei Nebel werden 100 % gemessen.
Messverfahren und Messgeräte
Geräte zur Bestimmung der relativen Luftfeuchte nennt man Hygrometer.
Grundlage bilden mechanische, elektrische oder optische Effekte.
Haarhygrometer:
Alle organischen Stoffe nehmen mehr oder weniger Wasser aus der
Umgebung auf und ändern damit ihr Volumen. Im Haarhygrometer
wird die Längenänderung von Haaren auf einen Zeiger oder
Schreiber (Hygrograph) übertragen. Im Bereich von 0 ... 100
% relative Feuchte beträgt die Längenänderung 2,5
%, ist aber nicht linear.
Psychrometer:
Für genaue Messungen wird das Psychrometer verwendet. Es besteht
aus zwei gleichen Thermometern. Die Messkugel des sogenannten
feuchten Thermometers wird in dünnen Stoff gehüllt und
in Wasser getaucht. Damit die Messungen zuverlässig werden
muss das feuchte Thermometer gleichmäßig ventiliert
werden. Je niedriger nun die relative Feuchte ist umso mehr Wasser
verdunstet, umso mehr Wärme wird umgewandelt und umso größer
ist die Temperaturdifferenz zwischen beiden Thermometern. Die Psychrometerformel
lautet:
momentaner Dampfdruck = Sättigungsdampfdruck (T‘) - k
p (T - T‘)
mit trockener Temperatur T, feuchter Temperatur T‘, einer
Konstanten k und dem Luftdruck p. Zur Auswertung stehen umfangreiche
Tabellen zur Verfügung.
Kapazitive Feuchtesensoren:
Wassermoleküle besitzen ein beachtliches Dipolmoment. So vergrößert
sich die Dielektrizitätskonstante bei Wasseraufnahme. Ein feuchteempfindliches
Dielektrikum zwischen zwei großflächigen Elektroden eignet
sich daher gut, um von der gemessenen Kapazität auf die vorhandene
Feuchtigkeit zu schließen.
Taupunkthygrometer:
Mittels Peltierelement wird der Sensorkopf bis zur beginnenden Kondensation
gekühlt. Die Taupunkttemperatur wird gemessen und angezeigt
oder gleich in die relative Feuchte umgerechnet.
Weiterhin werden die Widerstandsänderung in Abhängigkeit
von der Feuchte bei elektrischen Kunststoffen und Keramiken ausgenutzt.
Ebenso kann die Absorption des Wasserdampfes gemessen werden.
Standort
Da Temperatur und Feuchte immer in unmittelbarem Zusammenhang und
am gleichen Ort gemessen werden, gelten auch die gleichen Anforderungen
an den Standort (siehe
Lufttemperatur).
Messbereich, Messgenauigkeit und Kalibrierung
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Messbereich |
Messgenauigkeit |
Haarhygrometer
|
0
... 100 %
|
2
... 5 % |
Psychrometer |
0
... 100 %
|
1
% über 0 °C 2 ... 10 %
bei 0 ... -25 °C
|
Kapazitive Feuchtesensoren
|
0 ... 100
%
|
1 ... 5 % |
Taupunkthygrometer
|
0 ... 100 %
|
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Haarhygrometer müssen öfter durch befeuchten regeneriert
werden. Die Haare sind ebenso wie die kapazitiven Sensoroberflächen
empfindlich gegen Verschmutzung.
Auswertung der Messwerte
Entsprechend der Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht gibt
es einen deutlichen Tagesgang der relativen Luftfeuchtigkeit. Ebenso
werden Tages-, Monats- und Jahresmittelwerte angegeben. Alle Angaben
sind gemeinsam mit den Temperaturverhältnissen zu bewerten.
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