Niederschlag
Niederschlag ist der in der Atmosphäre in die flüssige
oder feste Phase umgewandelte Wasserdampf. Es treten fallende bzw.
gefallene (Regen, Schnee, Hagel) und abgesetzte Niederschläge
(Tau, Reif) auf.
Allgemeine Aspekte und Einflussfaktoren
Infolge von Luftbewegungen und vielschichtiger thermodynamischer
Prozesse in der Atmosphäre kommt es je nach vorhandener Feuchtigkeit
zu Nebel- und Wolkenbildung. Wolken und Nebel bestehen aus Wassertropfen
und Eiskristallen unterschiedlichster Größe und bilden
die Voraussetzung für fallende Niederschläge. Diese werden
nach ihrer Erscheinungsform unterschieden:
Niesel- oder Sprühregen: gleichmäßig und dicht fallende
Wassertröpfchen 0,05 ... 0,5 mm
Regen: Wassertropfen 0,5 ... 6 mm
Schnee: einzelne aneinander haftende Eiskristalle
Hagel: größere Eispartikeln
Graupel: kleinere Schnee- und Eiskristalle mit gefrorenen Wassertröpfchen
überzogen
Nach dem zeitlichen Ablauf wird unterteilt in Schauer und andauernde
Niederschläge.
Die Niederschlagsmenge wird gewöhnlich in mm Wasserhöhe
angegeben. Registriert wird das Wasservolumen pro Fläche (1
l / m² entspricht 1 mm) in einer bestimmten Zeit.
Niederschläge zeigen starke zeitliche und räumliche Schwankungen.
Aus diesem Grund ist das Messnetz wesentlich dichter als bei
anderen meteorologischen Größen. Als globaler Mittelwert
für das Festland werden 670 mm im Jahr angegeben. Über
dem Meer ist die Niederschlagsmenge fast doppelt so groß.
In den tropischen Regenwäldern fallen pro Jahr bis zu 2 000
mm Niederschlag und mehr.
In Mitteleuropa treten Niederschläge bevorzugt zwischen 2 und
6 Uhr sowie zwischen 16 und 18 Uhr auf. Das hängt damit zusammen,
das in diesen Zeiten die atmosphärischen Verhältnisse
häufiger instabil sind.
Besonderheiten in der Stadt
Niederschläge in der Stadt sind länger anhaltend, häufiger
und ergiebiger als im Freiland. Besonders in Zentrums- und Leelagen
der Städte steigt die Zahl der vorhandenen Kondensationskeime.
Verstärkte Konvektion führt in den kühleren Luftschichten
zu stärkerer Wolkenbildung. Niederschläge fallen im Winter
seltener als Schnee (Wärmeinsel).
Daten von Jena
Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt in Jena 587 mm.
Trockenster Monat ist der Februar mit 34 mm. Obwohl die Zahl der
Regentage im Dezember am größten ist (20 Tage mit N >/=
0,1 mm), gibt es im Juni mit 75 mm die meisten Niederschläge.
Messverfahren und Messgeräte
Um vergleichbare Messergebnisse zu bekommen, müssen alle
Niederschlagsmessgeräte eine kreisförmige Auffangfläche
von 200 cm² besitzen (entspricht 1/50 m²). Bei Temperaturen
unter 2 °C ist eine elektrische Heizung erforderlich bzw. eventuelle
feste Niederschläge müssen vor der Volumenbestimmung aufgetaut
werden. Tau und Reif werden quantitativ nicht erfasst, jedenfalls
nicht in kleinen Mengen.
Regenmesser:
Der einfache Regenmesser ist ein Niederschlagsmessgerät
mit Sammelbehälter. Die obere Öffnung hat die angegebene
Größe. Über einen trichterförmigen Auslaufstutzen
werden die einfallenden Niederschläge in den Sammelbehälter
geleitet. Das Niederschlagsvolumen wird mit einem Messzylinder
bestimmt. Der zeitliche Verlauf der Niederschläge wird nicht
festgehalten.
Schreibender Niederschlagsmesser:
Der Sammelbehälter ist mit einem Schwimmer versehen, der den
Füllstand über einen Schreiber oder elektronisch registriert.
Nach Erreichen einer bestimmten Höhe wird der Behälter
über ein Heberrohr automatisch gelehrt und der Schwimmer erreicht
seinen Ausgangszustand. Eine Leerung entspricht meistens einer Niederschlagshöhe
von 10 mm.
Niederschlagsmesser mit Wippe:
Das ablaufende Niederschlagswasser wird auf eine Wippe geführt.
Jede Seite der Wippe ist so gestaltet, dass sie ein genau definiertes
Volumen (2 ml) aufnehmen kann, bevor sie kippt. Die Kippungen der
Wippe werden elektronisch gezählt. Eine Kippung entspricht
0,1 mm Niederschlag.
Tropfenzähler:
Vor allem bei sehr geringen Niederschlagsmengen wird das ablaufende
Wasser durch eine Düse geleitet, welche Tropfen definierter
Größe erzeugt. Mittels Lichtschranke werden die Tropfen
gezählt.>
Standort
Niederschlagsmesser sind so aufzustellen, dass sich die Auffangfläche
1,0 ... 1,5 m über dem Boden befindet. Außerdem ist sie
waagerecht auszurichten. Der Fuß des Gerätes sollte unverrückbar
im Untergrund verankert sein.
Bei der Standortwahl sind weiterhin die Umgebung und die Windverhältnisse
zu beachten. Eine völlig freie Lage ist ebenso zu verwerfen
wie unmittelbarer Windschatten. Die Entfernung von Hindernissen
(Bäume, Gebäude ...) sollte ein vierfaches, mindestens
aber das doppelte ihrer Höhe betragen.
Messbereich, Messgenauigkeit und Kalibrierung
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Messbereich |
Messgenauigkeit |
Regenmesser
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60 ... 70 mm je nach Größe des Sammelbehälters,
keine Intensitätsmessung
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0,1 mm |
Schreibender Niederschlagsmesser |
Erfassungsmenge unbegrenzt,
Intensität: 2 mm / min |
0,1 mm |
Niederschlagsmesser mit Wippe
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Erfassungsmenge unbegrenzt,
Intensität: bis 15 mm / min |
0,1 mm |
Tropfenzähler
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Erfassungsmenge unbegrenzt,
Intensität: 2 mm / min |
< 0,1 mm |
Eine Kalibrierung der Messgeräte im eigentlichen Sinne ist
nicht erforderlich. Allerdings ist die geometrische Form und die mechanische
Funktion zu überprüfen. Langsames Eingießen von beispielsweise
100 ml sauberen Wassers sollten eine Niederschlagsmessung von 5 mm
ergeben.
Auswertung der Messwerte
Von besonderem Interesse sind Niederschlagsmengen bezogen auf bestimmte
Zeiträume. In der Regel werden zum Morgentermin die Tagessummen
ermittelt. Monats- und Jahressummen sowie entsprechende Mittelwerte
werden ebenfalls betrachtet (Säulendiagramme).
Für gewisse Fragestellungen können aus den registrierten
Daten auch Dauer und Intensität entnommen werden. Die Art der
Niederschläge wird visuell erfasst.
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