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Jahresrückblick 2021

Schneeberge im Februar

Betrachtet man nur die Jahreswerte, könnte 2021 einfach nur als weniger warm und eher feucht bezeichnet werden. 10,1 °C als Jahresmittel für die Lufttemperatur sind deutlich weniger als die bedrohlichen Spitzenwerte der letzten drei Jahre, aber dennoch ebenso deutlich über dem Wert der Referenzperiode von 1960-91. Auch die Jahressumme für den Niederschlag ist mit 690 mm zwar überdurchschnittlich aber mit Platz 6 von 22 in der Stationsgeschichte eher unspektakuläres Mittelfeld.

Es lohnt sich aber genauer hinzuschauen. Die Elemente waren über die Wochen des Jahres recht ungleichmäßig verteilt, es gab krasse Temperaturwechsel und extreme Niederschlagsereignisse. Im Januar schneite es immer mal ein wenig, aber kindliche Winterfreuden waren eher ein Kampf um jede Flocke. Dann der Februar. Zunächst führen wenige warme Tage und Regen zu einem leichten Hochwasser. Es folgte Tief Tristan mit feuchter Kaltluft.

Am 6.2. geht nachmittags der Regen in Schnee über. Alles wird weiß, d.h. am nächsten Morgen erscheint bei genauer Betrachtung ein gelblich-rötlicher Schimmer: "Blutschnee" mit Saharastaub, erstmal nur ein paar Zentimeter. In der Nacht zum Montag versinkt Mitteldeutschland in natürliche Winterruhe und es wird immer frostiger. An diesem Montag, den 8.2. haben selbst Fußgänger auf der Straße Mühe sich einen gangbaren Pfad zu bahnen. Nur wenige Autos kommen durch. Besser dran ist, wer sich gleich die Langläufer schnappte. 40 cm Neuschnee das ist schon was. Vom DWD wurden für das westliche Thüringen bis 55 cm angegeben. Schöner Pulverschnee. Am 10.2. erreicht die Temperatur den tiefsten Wert des Jahres. An der Station der EAH waren das -19,2 °C (in Mühlhausen sogar -26,7 °C, Jahresminimum für Deutschland). Die Kaltluft bleibt bis zum folgenden Wochenende und die Schneepracht wird von wunderbarem Sonnenschein gekrönt. Groß und Klein lockt es hinaus. Nach neun Frosttagen, wendete sich das Blatt. Einen Sonntag später lockt wieder die Sonne aber diesmal bei sommerlichen Temperaturen bis plus 20 °C. Am 25.2. werden sogar 21,3 °C gemessen. Das ergibt eine Temperaturdifferenz von 40 Grad in zwei Wochen!

Im Jahreslauf sticht als nächstes der April heraus. Trotz sommerlichem Start war er so kalt wie seit 1973 nicht mehr. Am 10. Mai wurde die 30-Grad-Marke überschritten, aber sonst blieb auch der Mai kühler als das längjährige Mittel. Im Gegensatz dazu war der Juni fast 4 Grad wärmer als dieses und der zweit wärmste in der Messreihe der EAH. Am 16.6. wurden 34,3 °C gemessen. Der Rest des Sommers war eher durchwachsen. Der August schien kühl, wäre aber vor 40 Jahren als durchschnittlich bezeichnet worden. Hingegen waren die Regenmengen beachtlich. Mit 164 mm wurde ein neuer Monatsrekord nur knapp verfehlt.

Erwähnt sei an dieser Stelle: Was hier als extreme Monatssumme gilt, war dieses Jahr an anderen Orten eine verheerende Tagesmenge. An der Ahr und am Rhein wurden am 14. Juli innerhalb von 24 Stunden bis 157 mm Regen gemessen! In Jena regnete es am 22./23.8. immerhin 61 mm in 24 Stunden. Insgesamt gab es im Jahr vier Tage mit mehr als 30 mm Regen, meistens aber auf mehrere Stunden verteilt. Bei intensivem Starkregen wie z.B. am 26. August mit 18 mm pro Stunde reichen auch "kleinere" Mengen um Straßen u. Keller unter Wasser zu setzen. In der Nacht zum 27. September waren es 26 mm pro Stunde bzw. 38 mm in neun Stunden. In der Nähe von Stadtroda kam es dadurch u.a. wieder zu Schäden an der Weihertalmühle. Weiterhin wurde in dieser Region mehrfach feines Bodenmaterial von frisch bearbeiteten Feldern vor allem auf den Radweg geschwemmt.

Die Wechselhaftigkeit des Jahres zeigte sich auch im Dezember. Auf den ersten Frosttag des Winters am 11.12. folgte abrupt eine recht milde Woche. Nach zwei weiteren Frosttagen kletterte das Thermometer Heiligabend auf bis zu 10 °C, um dann auf -10,2 °C am 26.12. abzusinken, verbunden mit etwas Schnee und herrlichem Reif an allen Bäumen. Überfrierender Regen leitete zu einem extrem warmen Jahresausklang über. Temperaturen über 15 °C für die letzten Dezembertage wurden zuletzt für das Jahr 1925 dokumentiert. Eine Silvesternacht mit einem Minimum über 12 °C war in den historischen Messreihen gar nicht zu finden.



Tagesmittelwerte (TM) der Lufttemperatur, EAH Jena 2000 bis 2021



Dieser Text erschien im Frühjahr 2022 in den "facetten" Nr. 43


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