Um es gleich zu sagen: 2022 war nahezu genauso warm wie 2018. Beide Jahre teilen sich mit 11,5 °C den bedenklichen 1. Platz.
Das ergibt sich sowohl aus den Daten der Jenaer Messstationen, als auch aus der deutschlandweiten Flächenprojektion des DWD, die für beide Jahre 10,5 °C ergab. Bereits die Monate Januar und Februar waren warm bis sehr warm. Der März begann mit leichtem Frost, steigerte sich dann kontinuierlich bis zum Monatsende.
April war als einzigster Monat etwas kühler als im Referenzzeitraum 1961-90, so dass das Obstblüte lange andauerte. Im Mai wurden an einigen sehr warmen Tagen schon fast 30 °C erreicht. Das Wochenende nach Himmelfahrt zum Monatsende fiel allerdings überraschend kühl aus.
Ein warmer und trockener Sommer folgte und der Oktober stellte mit 13,4 °C im Monatsmittel einen Allzeitrekord auf.
Doch zurück zu den Sommermonaten. Im Juni war die Abweichung zu 1961-90 mit 3,5 Grad am größten. Eine extreme Hitzewelle wie z.B. im Juli 2006 mit 11 heißen Tagen am Stück gab es 2022 in Jena zwar nicht, aber auch drei solcher Tage reichten aus, um am 20. Juli mit 38,2 °C den zweithöchsten Wert für die Lufttemperatur an der EAH zu erreichen. In der Sächsischen Schweiz kam es zu anhaltenden Waldbränden. Im Südwesten Europas war die Hitze wesentlicher deutlicher ausgeprägt.
In Großbritannien überstiegen die Temperaturen erstmals die Marke von 40 °C und aus Portugal wurden 47 °C gemeldet.
Auch die Trockenheit erinnerte an 2018. Nach dem sich die Lage bzgl. Bodenfeuchte über den Winter halbwegs entspannt hatte, kam es ab März 2022 erneut zu Defiziten. Der Juni war mit nur 18 mm Regen besonders trocken. Die verheerende Situation hielt bis Ende August an. Auch robuste Sträucher waren an manchen Orten mehr braun als grün z.B. an Bahndämmen. Etwas Linderung kam durch den lokalen Starkregen vom 26. u. 27. August. Ohne dieses Rekordereignis von 74 mm in 24 h käme der August auch nur auf 18 statt auf 92 mm. Vor diesem Ereignis betrug die kumulierte Regensumme nur 60 % des Mittels, der deutlich niedrigste Wert seit Beginn der Messungen an der Hochschule.
Da es im September etwas mehr regnete kamen 2022 doch noch 524 mm (87 %) zusammen.
Das Ende des Jahres gestaltete sich ähnlich turbulent wie im Jahr zuvor. Lange hielt sich das Herbstlaub und die Vegetationsperiode wollte gar nicht enden, bis ein einzelner kalter Tag, der 20. November, mit einem Minimum von -8 °C den Winter ankündigte. Am Abend des 1. Dezembers begann kräftiger Schneefall und für drei Tage war alles weiß. Nachdem der Schnee wieder getaut war, folgte vom 10. bis 18. Dezember eine Woche mit anhaltendem Frost bis -12,3 °C. Eine ausgeprägte Warmfront beendete die kurze aber markante Kälteperiode abrupt. Begleitender Regen sorgte in vielen Regionen für reichlich Blitzeis. Einen Höhepunkt gab es noch am letzten Tag des Jahres.
Waren 15 °C zum Jahresbeginn schon außergewöhnlich, so setzte der aktuelle Jahreswechsel noch eins drauf: Kurz vor Mitternacht stieg die Temperatur auf 17,4 °C!
Tagesmittelwerte (TM) der Lufttemperatur, EAH Jena 2000 bis 2022
Dieser Text erscheint im Frühjahr 2023 in den "facetten" Nr. 45
|