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Jahresrückblick 2020

Sehr warmer Jahresbeginn und die Eisheiligen

Das Jahr 2020 liegt schon etwas zurück. Viele Erinnerungen wurden durch die außergewöhnliche Corona-Situation geprägt. Aber es gab auch Wetter und Klima. Gleich im Januar kam es zum ersten Höhepunkt. Ein ausgedehntes Hoch führte zum bisher höchsten Luftdruck an der Messstation, 31 hPa über dem lokalen Durchschnittswert von 991 hPa. Tiefdrucksituationen sind dagegen stärker ausgeprägt und treten auch häufiger auf. So fiel z.B. im Dezember 2011 das Barometer auf 45 hPa unter den Mittelwert. 2020 folgte ein sehr warmer Februar und bescherte mit 6,6 °C den nächsten Rekord. Wenn wir in die historischen Daten der Station im Schillergäßchen bis 1878 zurückschauen, war nur der Februar 1990 wärmer. An Schnee war da nicht zu denken. Nur drei Mal sank die Temperatur einige Zehntel Grad unter Null. Echten Frost gab es mit -5,7 °C erst am 20. März.

Wechseln wir zur Globalstrahlung. Diese erreichte in den Monaten März und April Höchstwerte für den jeweiligen Monat. Die beachtlichen 160 kWh/m² vom April entsprachen nahezu einem mittleren Sommermonat. So war die Vegetation schon weit entwickelt, als sich Anfang Mai die Eisheiligen nach vielen Jahren wieder auf ihren Ruf besannen. Frost im Mai wurde an der EAH bisher - also seit dem Jahre 2000 - nur einmal und auch nur in geringem Ausmaß registriert. Als Pankratius am 12. Mai 2020 die Lufttemperatur auf -1,3 °C (an anderen Stellen auch -2 °C und weniger) sinken ließ, war der Schaden groß. Die bereits gut ausgebildeten Johannisbeeren wurden braun und fielen allesamt vom Strauch. Auch anderes Obst und der Jenaer Wein wurden stark im Mittleidenschaft gezogen. Der Mai fiel im Ganzen aus dem Rahmen. Er ist der einzige Monat, der leicht kühler war als das langjährige Mittel.

Etwas über dem Durchschnitt lagen die Niederschläge. Allerdings waren sie ungleichmäßig verteilt. Im Februar und im Juni fielen mehr als doppelt so viel wie sonst, dafür in den Monaten April, Juli und November weniger als die Hälfte. Ein Teil des Regens war außerdem auf einzelne Ereignisse konzentriert. So gab es acht Tage mit mehr als 20 mm. Im Mittel kommt das nur vier Mal vor. Am 3. Juni traf unsere Stationen ein Starkregen mit 32 mm in der Stunde. Das Ereignis war extrem lokal und wäre deswegen fast als Fehlmessung eingestuft worden. Auf dem Regenradar war die winzige, dunkel gefärbte Zelle jedoch ebenfalls deutlich sichtbar.
Trotz allem bestand das Defizit an Feuchtigkeit aus den beiden Vorjahren weiter. Je nach Boden hielt der Oberflächenvorrat bis etwa Mitte Juli. Spätestens im August mit 11 heißen Tagen und einem Maximum von 36,4 °C am 8. des Monats wurde die Trockenheit deutlich sichtbar. Für Flachwurzler brachte der 30. August mit 40 mm Regen Entspannung. Einige Flächen wurden nochmals grün. Im Herbst zeigte eine optisch schöne Laubfärbung und im November gab es nochmal verhältnismäßig viel Sonne, aber auch schon 10 Frosttage. Über weiße Weihnacht wurde hier höchstens geredet. Zum Jahreswechsel war auf den Höhen um Jena etwas "Puderzucker" zu erleben. Von den echten Winterfreuden und Herausforderungen wenige Wochen später war da noch nichts zu ahnen.

Formal nach Messergebnis war 2020 mit 11,5 °C sowohl in Jena als auch in Deutschland das zweitwärmste Jahr. Allerdings betrug zwischen den letzten drei Jahren der Unterscheid in den Jahresmitteln an der EAH nur maximal 0,07 Grad!


Tagesmittel Lufttemperatur
Tagesmittelwerte (TM) der Lufttemperatur, EAH Jena 2000 bis 2020



Dieser Text erschien im Frühjahr 2021 in den "facetten" Nr. 42


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